Zur aktuellen Diskussion über den Sinn von
kieferorthopädischen Behandlungen:
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optimale gerade Zähne
sind die beste Prophylaxe für langfristige
Zahngesundheit
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ab wann eine Behandlung
bezahlt wird, ist eine politische Entscheidung
mithilfe der KIG (kieferorthopädische
Indikationsgruppen), d.h. "leichte Fälle" werden
seit 2004 nicht mehr von den Krankenkassen
bezahlt.
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97% der Patienten sind
laut Umfragen mit der Behandlung zufrieden und
beklagen sich nicht über "mangelnde Transparenz"
-
notwendige Zuzahlungen
aufgrund neuer (und teuerer) Materialien werden
klar kommuniziert und der Entscheidung des
Patienten überlassen. Eine reine
Kassenbehandlung ist natürlich möglich.
Die kieferorthopädische
Behandlung erfolgt durch:
-
herausnehmbare Apparate
oder
- festsitzende Spangen
-in Kombination mit
- extraoralen Geräten
Welches nun die bessere Lösung ist, kann
pauschal nicht gesagt werden ! Dies hängt vielmehr von der Art der Fehlstellung
ab, so dass es von Patient
zu Patient wieder anders sein kann..
Daher wird der Kieferorthopäde je nach erforderlicher
Korrektur die optimale Behandlungsart wählen und dabei -soweit möglich -
besondere Wünsche des Patienten natürlich
berücksichtigen; nachfolgende Übersicht soll zunächst einen Überblick
über die vielen Arten kieferorthopädischer Apparaturen geben.

Die"klassische" Form kieferorthopädischer Behandlung besteht im Einsatz von herausnehmbaren Apparaten, die wiederum in aktiver oder passiver
Form Verwendung finden.
Bei den
aktiven
Apparaten wird durch den Einbau von bestimmten
Hilfsteilen wie Klammern, Schrauben oder Federn eine
Einwirkung auf Kiefer und Zähne erreicht; dazu
werden diese Geräte vom Patienten selbst in den
Ober- oder Unterkiefer eingesetzt.
Sie bestehen
prinzipiell aus einer Kunststoffplatte,
die durch verschiedenartige
Halteelemente (Klammern) sodann einen
festen Halt im Ober- oder
Unterkiefer findet.
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Ein für diese Spangenart
typischer Apparat ist die
Oberkiefer-Dehnplatte
, |
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ebenso
die
Unterkiefer-Dehnplatte
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Zahn- und
Kieferfehlstellungen als Folge von
Daumenlutschen oder auch falscher
Zungenhaltung führte zur Entwicklung der
passiven Apparate, denn
nichts liegt näher, als hier mit
funktionellen Kräften korrigierend
einzugreifen und die störenden Faktoren
(z. B. das Daumenlutschen) auszuschalten
und eine "gesunde" Kieferentwicklung zu
fördern.
Diese
passiven, auch "funktionskieferorthopädische"
Apparate genannten
Geräte bestehen in der Regel aus starren
Apparaturen, die "passiv", also "locker"
in der Mundhöhle getragen werden.
Bei
Kieferöffnungs- oder Schlußbewegungen,
beim Sprechen, Schlucken oder aktiven
Zubeißen geraten die Kunststoff- und
Drahtelemente dieser Apparate in
stoßartigen Kontakt zu den Zähnen, die
dabei entstehenen Kräfte werden somit
für die Korrektur genutzt.
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Der
für diese Spangenart
"klassische" Apparat ist der
Aktivator |
Wie diese
Abbildung des sehr voluminös gestalteten
Apparates schon vermuten lässt, wird
hiermit besonders das
Sprechen
stark behindert und der Aktivator kann
somit eigentlich nur nachts oder aber
dann getragen werden, wenn länger nicht
"gesprochen" wird oder werden
Muss, z. B.
bei Kindern während der "Hausaufgaben". Dieser
Umstand führte zur Entwicklung von
"graziler" gestalteten passiven
Apparaten, die das Sprechen weniger
behindern und somit auch eine längere
Tragedauer tagsüber möglich ist.
Hier wäre
zum einen der
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elastisch offene Aktivator |
zu nennen,
bei dem mehrere, relativ kräftige
Drahtelemente den massiven Kunstoffblock
des klassischen Aktivators ersetzen, ihm
somit die notwendige Stabilität geben
und auch das Sprechen weniger behindern.
Eine
ebenfalls häufig benutzte Art der
passiven, "grazileren" Apparate ist der
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Bionator |
Dieser Typ ermöglicht -bei etwas Übung-
und Gewöhnung- die geringste
Beeinträchtigung der Sprache und kann
somit auch tagsüber länger- und häufiger
getragen werden.
Festsitzende
Spangen (Brackets)
Schwierige
Zahn- und Kieferfehlstellungen besonders im Jugend- und Erwachsenenalter lassen
sich mit herausnehmbaren Apparaten nicht- oder nur eingeschränkt korrigieren,
hier finden nun
festsitzende Spangen,
sogenannte Brackets
ihren Einsatz,
z.B. auch dann, wenn
das regelmäßige Einsetzen- und Tragen herausnehmbarer
Apparate mangels "Kooperation" des Patienten nicht zu erwarten ist...
Vorteile
dieser Spangenart sind die
in der Regel kürzere
Behandlungsdauer, ebenso
wird das Sprechen nicht
oder nur ganz minimal
behindert, da der
Mundinnenraum frei bleibt.
Andererseits erfordern feste
Spangen eine
äußerst gründliche Mund- und
Zahnpflege,
möglichst nach jeder Mahlzeit.
Bei
der "klassischen" Form der
festen Spange werden kleine
Metallblöcken, sogenannte
Brackets mit
einem speziellen Klebstoff auf
die Zahnoberfläche geklebt,
die auch den
charakteristischen "Look" in
Form des "Silberlächelns"
ausmachen. Weiterhin werden in der Regel
noch die "Backenzähne" mit je
einem sogenannten Band
versehen, einem individuell
angepassten Metallband. Die
eigentlich korrigierende
Wirkung geht sodann von einem
Drahtbogen
aus, der horizontal durch die
aufgeklebten Brackets führt
und an diesen mit kleinen
Kunstoffringen, sog.
O-Rings, evtl. auch
mit sehr feinen Drähten, sog.
Ligaturen befestigt wird. Dieser Drahtbogen besitzt eine
gewisse "Vorspannung" in Form
eines "idealen Zahnbogens",
der somit die Zahnstellung
sanft, aber kontinuierlich
korrigiert. Im Laufe der
Behandlung werden diese
Drahtbögen in Bezug auf
Stärke, Querschnitt,
Vorspannung, Elastizität u. ä.
so oft gewechselt, bis die
gewünschte Korrektur erreicht
ist.Besonders diese
Bracket-Technologie hat in den
letzten Jahren rasante
Fortschritte- und
Weiterentwicklungen erfahren! So
gibt es mittlerweile für jede
Korrekturanforderung speziell
geformte Brackets, die auch
soweit wie möglich
miniaturisiert wurden, um das
auffällige "Silberlächeln"
etwas zu verringern. Weiterhin stehen transparente
Kunstoff- oder zahnfarbene
Keramikbrackets zur Verfügung,
die besonders in der
Erwachsenenbehandlung ihren
Einsatz finden, um durch diese
unauffälligere Bracketform das
beruflich-/soziale Umfeld der
Erwachsenen zu
berücksichtigen.
Relativ neu ist die sogenannte
Lingualbehandlung, bei der
spezielle Brackets auf der
Zahninnenseite befestigt
werden und die "Spange" somit
nicht sichtbar ist!
Häufig liegen Fehlstellungen vor, die
mit herausnehmbaren- oder
festen Spangen
allein
nicht ausreichend behandelt
werden können, es sind
zusätzliche, ergänzende
"Kräfte" erforderlich, hier
finden nun die sogenannten
Extraoralen Apparate
ihren Einsatz, also Apparate,
die außerhalb
des Mundraumes (=extraoral)
getragen werden..
Hier wäre an 1. Stelle der
Gesichtsbogen
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zu
erwähnen, auchzu
erwähnen, auch
Headgear oder
Außenspange
genannt. Ein Headgear hat
prinzipiell zwei
Wirkmechanismen, eine
skelettale, und eine
dentale.
Die
skelettale Wirkung besteht
darin, den Oberkiefer in
seinem Wachstum zu "hemmen",
um einen Rückbiß
auszugleichen.
Die
zweite, wohl häufigste Aufgabe
als dentale Wirkung ist es
jedoch, zu weit vorne stehende
Seitenzähne nach hinten zu
bewegen, um somit Platz zu
schaffen, entweder bei den
Front-, oder den kleinen
Seitenzähnen.
(Ein
zu weit nach vorne stehender
Unterkiefer kann mit
einem Headgear
nicht
korrigiert werden.)
Er
besteht aus einem kräftigen
Metalldraht, der einen sog.
Innen- und einen
Außenbogen besitzt.
Der
Innenbogen
wird in kleine Röhrchen
eingeschoben, die an den
Bändern der Backenzähne einer
festen Spange, alternativ auch
entsprechend an kleinen
Röhrchen herausnehmbarer
Spangen befestigt sind.
Der
Außenbogen
findet seinen Halt über ein
flexibles Nackenband, oder
aber auch über eine
Bandkombination, die am Kopf
befestigt wird (Kopfkappe),
diese finden als
Highpull-Gesichtsbögen |
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Verwendung.
Eine
Kombination aus Nackenband-
und Kopfkappe ist ebenfalls
möglich und wird
Horizontal-Pull-Headgear
genannt.Die
einzelnen Wirkmechansimen der
verschiedenen Headgear-Typen
sind sehr komplex, eine
ausführlichere Beschreibung
als die oben angegebene würde
diesen Rahmen hier sprengen. Sicher ist der/die behandelnde
Kieferorthopäde/In gerne
bereit, dem Patienten die
Notwendigkeit- und Funktion
"seines" Typs, der benutzt
werden muß, genauer zu
erklären.Um
besonders Kindern- und
Jugendlichen das Tragen dieser
auffälligen Apparatur etwas zu
erleichtern, so werden die
Außenbögen mittlerweile von
der Industrie auch farbig
beschichtet (weiß, grün, pink
etc.) angeboten.
Das
"Gegenstück" zum
Gesichtsbogen, also wenn es
darum geht, eine Vorentwicklung
des Oberkiefers zu erreichen,
ist die
Gesichtsmaske |
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Bei
diesem Apparat, auch
Reverse-Headgear gennant,
werden Gummizüge an
kleinen Häkchen der
festen
Spange befestigt, die wiederum
ihr Gegenlager an der
Gesichtsmaske finden und den
Oberkiefer somit nach vorne
"ziehen".Da
eine derartige Gesichtsmaske
mit sog. orthopädischen
Kräften arbeitet, die pro
Seite schnell eine Zugkraft
von 600 g erreichen, kann sie
nur als Kombination mit
festen Spangen verwendet
werden, eine herausnehmbare
Apparatur würde diesem Zug
nicht standhalten.
Alle diese extraoralen
Apparate sind natürlich
optisch sehr auffällig und
daher nicht sehr "beliebt",
besitzen jedoch eine sehr gute
Korrekturwirkung und sollten
daher unbedingt regelmäßig die
vom Kieferorthopäden
empfohlene Zeit getragen
werden.
Verankerung durch
Mini-Implantate
In bestimmten Fällen sollen
nur einzelne Zähne oder
Zahngruppen gezielt bewegt
werden, andere jedoch nicht.
Letztere müssen daher
verankert, d.h. stabilisiert
werden. Dies gelang früher mit
Apparaturen, die sich
außerhalb des Mundes
(extraoral) im Kopfbereich
abstützen (Headgear =
Gesichtsbogen). Insbesondere
von Erwachsenen werden diese
Apparaturen aus ästhetischen
Gründen nicht toleriert.
Neuartige Minischrauben bieten
die Möglichkeit einer
Verankerung innerhalb des
Mundes. In Abhängigkeit von
der individuellen Zielsetzung
können sie an
unterschiedlichen Orten
inseriert werden. Sie sind positionsstabil, d.h.
sie bewegen sich trotz
kieferorthopädischer
Krafteinwirkung nicht und sind
daher in der Lage, Kräfte
abzufangen und Zähne zu
stabilisieren, die keine
Bewegung erfahren sollen.
Miniimplantate beeinträchtigen
Patienten deutlich weniger als
extraorale
Verankerungssysteme. Sie
erweitern die
Behandlungsmöglichkeiten,
verkürzen die Behandlungszeit
und machen die
kieferorthopädische Apparatur
kleiner und komfortabler.
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